Blick in die Vergangenheit

Eine Straßenfasnet gab es bis 1936 in Vogt nicht, lediglich wurden von verschiedenen Vereinen Bälle veranstaltet, teilweise auch Theaterstücke aufgeführt.

Erstmals zogen 1936 am Gumpigen Donnerstag ein paar junge Männer mit einem Bären aus Stroh durchs Dorf und führten den Bärentanz auf. Das gesammelte Geld wurde dann gemeinsam in einer Gaststätte auf den Kopf gehauen.  Den ersten Fasnetsumzug organisierte im Jahre 1939 die Vogter Urgestalt Martin Sonntag.
Dabei wählten die umliegenden Weiler verschiedene Mottos. Die aus Heissen gingen als Indianer, die aus Moser und Boschen waren Neger und die Frauen der Schützengilde hatten sich als Schützenscheiben verkleidet. Damals nahm man sich fest vor alle 10 Jahre einen Fasnetsumzug auf die Beine zu stellen. Aber der bald darauf beginnende Krieg ließ jeden Gedanken an ein närrisches treiben vergessen. Vier Jahre nach Kriegsende, 1949, rief der damalige Bürgermeister Anton Wucher die Bevölkerung auf, wieder einen Fasnetsumzug zu veranstalten.
Es wurde ein Elferrat gegründet, ein Prinzenpaar gewählt und wieder beteiligten sich die Weiler, diesmal mit Festwagen, am Umzug. So kam Grund mit der Schwäbischen Eisenbahn, Heissen hatte einen Zigeunerwagen gestaltet , die Ziegelei Vogel gar eine Altweibermühle, und ein Bulle (Ochse) mit dem Schild Vogter Heufresserer wurde mitgeführt. Tanzmariechen und verschiedene Folkloregruppen nahmen ebenfalls am Umzug teil. Es herrschte nach Augenzeugenberichten eine tolle Stimmung im ganzen Dorf.

Und bei eben dieser Fasnet bekam Vogt seinen Übernamen, Vogt, das sündige Dorf, denn die Fasnet wurde im Gasthof Adler gleich drei oder vier Tage gefeiert. Alles was im Ländle Rang und Namen hatte, von Tübingen bis Ravensburg, traf sich damals im Adler. Es wurde schwarz- geschlachtet und die Offiziere der französischen Besatzungsmacht steuerten Wein und sonstige alkoholische Getränke bei. Täglich wurden 120 bis 150 Autos gezählt und sogar ein Parkwächter mußte deswegen angestellt werden. Doch dann verlief  das fasnächtliche Treiben im Sande und erst 1962 rafften sich die Vogter wieder zu einem Umzug auf.

Wieder wurden Umzugswagen gestaltet. Das Schiff Santa Maria, oder ein Tierschauwagen, voll mit ausgestopften Tieren. Ein als Zebra angemalter Schimmel hätte ihn ziehen sollen. Doch die Flutkatastrophe in Hamburg machte einen Strich durch die Rechnung. Die Fasnet wurde in Vogt von Bürgermeister Anton Wucher verboten. Erbost über dieses Verbot nahmen dann die Vogter am Fasnetsmontag beim Umzug in Wangen teil (Wangen ist halt ein paar Kilometer weiter von Hamburg entfernt und deshalb gab es dort kein Verbot?!)

Ein närrisches Potential war also durchaus schon in Vogt vorhanden, es fehlte nur der letzte Kick um eine Narrenzunft zu gründen.